Mündliche Prüfung online: Erfahrungen aus Kolloquium per Videokonferenz 

 2. Juni 2020

Durch die Corona-Pandemie mussten an vielen Hochschulen in Deutschland neben den klassischen Seminaren auch Abschlussprüfungen „virtualisiert“ werden.

Die Durchführung von mündlichen Prüfungen per Videokonferenz wird seit vielen Jahren in der E-Learning-Community leidenschaftlich diskutiert und es besteht bis heute Uneinigkeit darin, ob eine „E-Prüfung“ fernmündlich so gestaltet werden kann, dass sie juristisch „wasserdicht“ ist.

In einem Fachbeitrag für die Sonderausgabe „Plötzlich online“ der Zeitschrift „“ gibt Sebastian Wieschowski im Rahmen seiner hauptberuflichen Tätigkeit als Lehrkraft für besondere Aufgaben im Bereich „E-Learning“ an der Fachhochschule der Diakonie einen Überblick über eine Evaluation der Bachelor-Kolloquien, welche Ende März 2020 im „virtuellen Klassenzimmer“ durchgeführt wurden. 45 AbsolventInnen wurden zu einer Online-Befragung eingeladen und 21 AbsolventInnen füllten den Fragebogen aus. Die Teilnehmer konstatieren überwiegend eine gesteigerte Aufregung vor der Online-Prüfung. Einzelne Befragte gaben an, dass ihnen Routine durch frühere Onlineseminare und Onlineprüfungen im Studium geholfen hätte. Mehr als die Hälfte der Befragten gab zudem an, dass die Aussicht auf eine Online-Prüfung zu zusätzlicher Aufregung geführt habe.

Nach der Durchführung der Online-Prüfungen zeigte sich die Mehrzahl der Befragten zufrieden mit dem Ablauf. Sie lobten insbesondere die Ersparnis von Zeit und Reisekosten als Vorteil. Viele Befragte vermissten jedoch Gestik, Mimik und Blickkontakt. In einzelnen Freitextantworten wurde deutlich, dass die Bachelor-Prüfung als ritueller Abschluss des Studiums empfunden wird, welcher in physischer Anwesenheit der Lehrkräfte absolviert werden sollte.  Eine Mehrzahl der AbsolventInnen gab daher an, dass sie sich bei einer Wahlmöglichkeit für eine Prüfung vor Ort entscheiden würden.

Mündliche Prüfungen im virtuellen Klassenzimmer sind mehr als nur eine Notlösung in Corona-Zeiten. Allerdings sollte der größtmögliche Aufwand in die Vorbereitung investiert werden, um technische Probleme auszuschließen. Außerdem lassen zumindest die Ergebnisse der Evaluation den Schluss zu, dass die Abschlussprüfung auch künftig standardmäßig im Rahmen einer Präsenzveranstaltung durchgeführt werden sollte, während einzelne Modulprüfungen durchaus „online“ abgenommen werden könnten.

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